Buchtipp: Das beste Maultaschen-Buch


Buchtipp: Das beste Maultaschen-Buch
Diese beiden Exil-Schwaben haben Seele. Danke für dieses großartige Buch. Es ist mit Abstand das beste Maultaschen-Buch. Schon im Einleitungsteil („Maultaschen-Basics“) wird anhand wunderbarer Anekdoten, mit Augenzwinkern, beschrieben wie die Maultasche zu Mutter aller Teigtaschen wurde. Da geht es um die großen Staufenkaiser Friedrich und Barbarossa, die findigen Mönche von Maulbronn und natürlich Marco Polo, der den schwäbischen Exportschlager nach Asien brachte.

Was ist die Maultasche?

Henning Drews und Daniel Jüttner, die inzwischen in Kiel und Berlin leben, stellen in ihrem jüngst erschienenen Buch die richtigen, die großen Fragen:
„Was ist die Maultasche? Natürlich: eine Maultasche ist eine Maultasche ist eine Maultasche. Soweit, so klar. Aber welcher kulinarischen Kategorie ist sie zuzuordnen? Ist sie ein für sich stehendes Hauptgericht, das nichts weiter außer etwas Brühe oder Zwiebeln zu Optimierung braucht? Ist sie ein Nudelgericht – gar eine Pasta, die mit Saucen aller Art verfeinert gehört? Oder ist sie etwa nur eine Beilage?“
Die Antworten auf über 100 Seiten sind mal wohltuend kenntnisreich, mal erfrischend subjektiv, mal philosophisch. Das Buch aus dem schwäbischen Silberburg-Verlag ist wie die Maultasche selbst: eine Projektionsfläche für kulinarische Traditionalisten wie mich oder experimentierfreudige Küchenexpressionisten wie die beiden Verfasser.
Tolles Buch über schwäbische Maultaschen
Tolles Buch über schwäbische Maultaschen
Maultaschen: Soulfood der Schwaben
Maultaschen: Soulfood der Schwaben

Schwaben-soul und Heimat-love

Zwischen den Buchdeckeln stecken reichlich Familien-tradition, Schwaben-soul, Heimat-love. Beispielweise wenn erklärt wird, dass es keinesfalls egal ist wie der Teig die Maultaschen umschließt, ob gefaltet oder gerollt wird, oder ob und wie man Maultaschen schneidet. Oder im Kapitel „Maultaschen kalt verzehren?“ Hier würdigen sie eine Verzehrart, die zwar alle Maultschenfans kennen, die aber in noch keinem schwäbischen Kochbuch zu finden war: das Essen kalter Maultaschen. Beim nächtlichen Heimkommen nach einer Party, gleich morgens nach dem Aufstehen …

20 neue fantasievolle Maultaschen-Rezepte

Im zweiten Teil des Buches stellen Drews und Jüttner über 20 pfiffige, fantasievolle Gerichte vor, in denen schwäbische Maultaschen mal die Haupt-, mal eine Nebenrolle spielen. Das machen sie gekonnt, mit Sprachwitz und schwäbischer Grandezza. Das Besondere dabei: Die Vielfalt der Rezepte führt in diesem Buch eben nicht zu kulinarischer Beliebigkeit. Selbst für Maultaschenpuristen wie mich (siehe Mein Maultaschen Manifest vom August 2015) ist es spannend zu sehen was man mit guten Maultaschen hemmungslos kreativ, modern und international angehaucht, zaubern kann. Denn bei den beiden stimmt die Prämisse für kreative Kücherergüsse: „Grundlage eines guten Maultaschengerichtes sind natürlich gute Maultaschen.“

Maultaschen in Grüner-Spargel-Sekt-Limetten-Sauce
Maultaschen in Grüner-Spargel-Sekt-Limetten-Sauce
Maultaschen mit Allgäuer Bergkäse
Maultaschen mit Allgäuer Bergkäse

Soulfood der Schwaben

Das Buch ist zurecht ein „Schlüsselkochbuch“, wie es die Autoren selber nennen. Beim Lesen entstanden bei mir dieselben Empfindungen wie bei den beiden Exilanten: mit Dankbarkeit denke ich im Hessischen an die eigenen Omas, Eltern, an das Aufwachsen auf dem Lande, an das Studium in Vaihingen und Hohenheim, an Freundschaften und natürlich an Schwaben … und das alles gut gewürzt, abgeschmeckt und verpackt in Nudelteig – echtes Soulfood eben.

Maultaschenlasagne "San Marco"
Maultaschenlasagne „San Marco“

Die Buch-Koordinaten: Henning Drews und Daniel Jüttner: Maultaschen. Schwäbisches Soulfood. Silberburg Verlag, 19,90 €, 108 Seiten, 75 Fotos.

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