In der Karwoche geht es ab
Die Karwoche ist Hochgenusswoche, weil Maultaschenwoche. Denn das ist Tradition: Im typisch schwäbischen Haushalt gibt es die teigummantelten Köstlichkeiten am Gründonnerstag, am Karfreitag und am Ostersamstag gleich nochmal. Ich bin nicht sicher, ob es eine solche 3-Tage-hintereinander-isst-man-dasselbe-Woche sonst irgendwo gibt. Das macht natürlich auch nur Sinn mit einem „Rohstoff“, der eine gewisse Einzigartigkeit und innere Vielfalt mitbringt.
Carsten Martin hat diesem Phänomen in seinem wunderbar lesenwerten Buch „Maultaschen. Genuss in Hülle und Fülle“ ein ganzes Kapitel gewidmet. Es ist überschrieben mit: „Die drei Tage der Maultasche oder variato delectat“. Was soviel heißt wie „Abwechslung macht Freude!“ Und damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen.
Selbstverständlich gibt es eine festgelegte Reihenfolge, wann welche Maultaschenversion auf den Tisch kommt. Die wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten:
Tag 1: Gründonnerstag
Der Donnerstag vor Karfreitag ist Produktionstag in schwäbischen Familien. Da werden die Ärmel hochgekrempelt. Es gilt, Maultaschen für mehrere Tage herzustellen. Wenn es stimmt, was Carsten Martin schreibt, dann verzehrt jedes Familienmitglied mindestens neun Maultaschen an diesen österlichen Tagen. Nun, ich weiß nicht, wen Herr Martin kennt. Ich kenne nicht wenige, die neun Stück an einem Tag wegputzen …
Wie dem auch sei: Der Donnerstags-Klassiker lautet: Maultaschen in der Brühe (Gemüsebrühe oder Rinderbouillon). Als Beilage ein Muss: schwäbischer Kartoffelsalat (hier findet ihr das Rezept von Oma Lisbeths Kartoffelsalat).
Tag 2: Karfreitag
Einen wahren Hochgenuss zelebrieren Schwaben am heiligen Karfreitag. Es gibt geschmälzte Maultaschen. Das heißt: die Maultaschen vom Vortag werden in der Brühe oder in gesalzenem Wasser nochmal erwärmt, dann aber ohne Brühe auf den Teller gebracht. Darüben kommen viele Zwiebel, die zuvor in viel Butter richtig kross gebraten wurden. Ein Gedicht.
Auch dazu gibt’s: Kartoffelsalat.
Schon klar: An Karfreitag soll man eigentlich kein Fleisch essen … genau deshalb haben die katholischen Schwaben vor Jahrhunderten die Maultasche erfunden! Bis heute heißen sie daher auch Herrgottsbscheißerle. Die Geschichte der Mönche aus dem Kloster Maulbronn ist: echt spannend.
Tag 3: Ostersamstag
Sofern noch Mauldäschla übrig sind, gibt es diese am dritten Tag geröstet. Aus der Pfanne. Dazu werden die kalten Maultaschen in fingerdicke Streifen geschnitten und anschließend in Butter vorsichtig angebraten. Die meisten geben beim Anbraten verquirlte Eier und Gewürze dazu.
Beilage: frischer grüner Salat – und, ja, Kartoffelsalat.
Uff Gründonnerschdag freit mr sich em Schwobaland ab Weihnachda.
gut,dass suchn jemand des themas maultaschen annimmt
super